Ein Querschnitt der Damen-Reitmode

 

In der Antike wurde der Begriff Mode erstmals durch die Oberhoheit der Römer geprägt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die einzelnen Nationalitäten ihre eigene Kleidung. Die Reitkunst im Damensattel bestand bereits zur Zeit Eponas. Epona war eine keltische, von den Römern übernommen, Göttin der Pferde, Esel und Maultiere. Sie wurde meist im Seitsitz dargestellt. DIe Kleidung der Göttin entsprach dem damaligen Alltagsgewand.

 

Epona

 

Mit dem Beginn der Kreuzzüge und dem daraus folgendem Kennen-lernen der anderen Völker und deren Kultur entwickelte sich eine „Modetracht“, die schon zu schon damals von Frankreich geprägt war. In den einzelnen Perioden der Mode hatte aber jedes Land seinen Einfluss, wie die spanische, burgundische oder flandrische Tracht. Zu diesem Zeitpunkt saßen die Damen im Seitsitz zu Pferd und wurden meist geführt. ihre Füße konnte die Dame auf der so genannten Planchette, einem Brett das meist auf der linken Seite am Sattel befestigt war, abstützen.

Seitsitz, Damensattel

 

Im 15. Jahrhundert übernahm die Dame bei offiziellen Anlässen und öffentlichen Repräsentationen die Vorreiterrolle im Damensattel. Die Falkenjagd, welche aus dem arabischen Raum durch die Kreuzzüge in unsere Breiten gebracht wurde, erfreut sich grösster Beliebtheit. Damen der höfischen Gesellschaft, wie zum Beispiel Maria Herzogin von Burgund, hatten das Privileg, an den Jagden teilzunehmen. Sir ritten im Damensattel und führten den Falken in der linken Hand.

 

 

Jagd im Damensattel

Im 16. Jahrhundert war die französische Königin, Katharina von Medici, Ausschlag gebend für die Weiterentwicklung des Damensattels und damit auch für die Reitmode. Die Kleidung der Damen, im speziellen die Oberkleidung wird von der Mode der Herren abgewandelt. Der Chlamys ist ein knielanger , als Mantel getragener ‚Umhang. Durch die neue Reitweise bot der meist flatternde Rock keinen Schutz mehr, daher führte sie eine knielange, meist aus Wildleder gearbeitete Unterhose ein, um die Beine zu bedecken.

Im Laufe der Jahre kristallisierte sich immer mehr heraus, dass die Damen bei Jagden und repräsentativen Zwecken im Seitsitz ritten, bei langen Reisen aber den Herrensattel oder die Kutsche bevorzugten. „Also wird sich hier nicht unschicklich noch anbey fügen lassen wie auch eine Dame hohen Standes im reuten zu unterrichten seye, dass sie sich nicht allen manierlich zu Pferde sitze, sondern auch ohne alle Leibes Gefahr ein Pferd so wohl auf der Manege spazieren als mit der Gesellschaft über Land, auf die Jagd Reiher Beitze und dergleichen Orten hin reiten könne.

Dame am französischem Hof

Eine solche vornehme Dame wird auch von selbsten in der Kleidung sich zu choifiren wissen, wie es bey Höffen Mode und der Brauch zu Pferd ist. Ein grün oder ander Färbiges chamerirtes Jagd Kleid, in Form eines Pollnischen Beitzes, mit engen Ermeln, wird nicht undienlich seyn. Ein Hals-Tuch, einen einpordirten Hut mit Federn, nebst einer Peruque oder ihr eigenes haar in einem Zopf oder Haar-Beutel eingemacht. Vor allem aber soll die Dame sich der Bein-Kleider bedienen, welche von Gems-Fellen, Sammet Atlas oder sonsten von linden Seiten-Zeug gemacht syen mögen, welche unter den Knie gebunden werden, darneben linde Gembs oder Bock lederne Stieffelgen ohne Sporn, wo wie Strümpfe anliegen, und über oder unter denen Knie geschnallet werden können. Weiße oder gelbe Reit Handschuhe und was sie dergleichen mehr zu Pferd bedürftig ist.“

 


Auch Kaiserin Maria Theresia war eine begeisterte Reiterin im Damensattel. Trotz ihrer sechzehn Kinder nahm Maria Theresia an Jagden, Präsentationsritten und Caroussellen teil. Sie bevorzugte den Damensattel, obwohl die Möglichkeit, im Herrensattel zu reiten vom Hof akzeptiert wurde. 
Kaiserin Maria Theresia, Dame im Damensattel

Im Biedermeier änderte sich der Lebensstil. Das bürgerliche Leben im Kreise der Familie wurde zum Mittelpunkt, dem entsprechend passte sich auch der Stil der Kleidung an. Die Rückkehr zum Korsett und damit zur engen Taille prägte diese Epoche, wie auch Kleinigkeiten und Verspieltheit in der Ausstattung der Kleider bei eher schlichten Stoffen.

Die Zeit der großen Feste und Repräsentationen ging dem Ende zu, das Zur-Schau-Stellen der Macht anhand von prunkvollen Ausstattungen war vorbei.

In dieser Epoche entwickelten sich langsam eigene Reitkleidungen für Damen. Der Zeit entsprechend waren diese schlicht gehalten.

Damen im Biedermeier

 

Die Dame trug zum Reiten immer ein Korsett, darüber eine weiße Linergiebluse oder eine Jacke mit kleinen Frackschösschen. Der Rock entsprach der Zeit und dessen Erfodernissen entsprechend reicht der Rock auf der linken Seite bis zum Sporen, auf der rechten Seite hingegen, war er länger und wurde zum Gehen auf die gleiche Länge hochgeknöpft. Darunter wurde ein langes Beinkleid getragen mit Schnürstiefletten mit niederen Absätzen. 

 

Damen im Damensattel

 

Eine weitere Möglichkeit der Kleidung der Dame im Damensattel ist die Uniform. Damen des regierenden Hauses waren meist Inhaberinnen eines Regiments. Die Reitjacke entsprach dem Stil der Armee und hatte die passenden Dekorationen des betreffenden Regiments. Der Reitrock war dem Oberteil angeglichen.

 

Damen in Uniform

 

Im 19. Jahrhundert prägte Kaiserin Elisabeth die Mode im Damensattel. Nachdem die Kaiserin an den englischen und irischen Jagden teilnahm, hat sie sich dem Stil der britischen Inseln angepasst. Dazu kommt das extreme Schlankheitsbewusst sein der Kaiserin, welches sich in der Farbe schwarz niederschlug. In den jungen Jahren, zum Beispiel in den Sommermonaten am Stranberger See, trug die Prinzessin grüne Reitkostüme. Die Farbe schwarz war zum einen ein Zeichen des Todessehnsucht der Kaiserin und zum anderen diente sie zur Unterstützung des Schlankheitskultes in den späteren Jahren.

 

Kaiserin Elisabeth

 

Ursprünglich ist die Dame in einem sehr eng anliegenden Korsett geritten, welches zu erheblichen Verletzungen geführt hat. Aufgrund der damalig vorherrschenden Kleiderordnung konnten und wollten die Frauen auf das Korsett nicht verzichten. So wurden kleine Änderungen vorgenommen, indem man beim Korsett weniger und recht elastisches Fischbein verwendet hat, das nach unten zu recht kurz wurde, damit das rechte Bein der Dame sich nicht hieran scheuern kann. "Das Beinkleid, das einzige Kleidungsstück unter dem Rock, besteht aus elastischem Tuch, das je nach Wunsch an verscheidenen Stellen mit Leder besetzt sein kann. Für die Jagd empfiehlt sich ein Beinkleid aus Gamsleder, das weich und bequem ist." (Beschreibungen aus der Zeit). Von Kaiserin Elisabeth ist bekannt, dass sie sehr dünnes Leder oder Seide bevorzugt hat. DIe Entwicklung der speziellen Reitkleidung war nicht mehr aufzuhalten und wurde den Roben der Damen vorgezogen. 

 

 

englisches Turnierkostüm

 

Der kurze, nur gerade den Fuß bedeckende Rock hatte seinen Ursprung aus dem englishen Jagdfelde. Da dort bei den dichten Hecken, Damen mit ihren langen Reitkleidern zu leicht hängen blieben und letztere auf der Jagd auch zuviel vom Schmutz zu leiden hatten. So hat sich das kurze Jagdkleid auch allmählich als Parkkleid eingebürgert. Eine kurze Phase lang haben die Damen auch das Tragen des roten Jagdrockes übernommen, doch dies hatte sich nicht durchgesetzt, ganz im Gegenteil war und ist verpöhnt.

 

Heute ist in England der sogenannte Sicherheitsrock verpflichtend bei der Teilnahme an Jagden und Turnieren. Bei dieser Art trägt die Dame eine Reithose unter dem Rock, auf der sie auch sitzt. Der Rockteil auf der Seite des Rückens reicht nur bis zum Sattelrand. Die Vorderseite geht ungefähr bis zum Knöchel des linken Beines (bei einem linkssitzigem Damensattel). Der Rocksaum ist meist mit einem Bleiband versehen, damit der Rock bei Wind oder rascherem Reiten der Dame nicht flatterte. Sollte die Dame zu Sturz kommen, so kann der Rock nicht hängen bleiben, oder sich auf der linken Seite lösen, da diese nur mit Knöpfen verbunden ist. 

 

Das Interesse über den Damensattel nimmt  seit einigen Jahren wieder zu. Heute gibt es bezüglich der Bekleidung der Reiterin im Damensattel verschiedene Strömungen: zum einen das Showkostüm, das original historische Kostüm und das Turnierkostüm. Beim Showkostüm ist fast alles erlaubt, was beim Publikum ankommt und gefällt. Der Bereich historische Kostüme ist bei uns in Österreich vernachlässigt. In England tragen die Damen nach Original -Schnitten Kleider, bei denen auch die Authentizität überprüft wird. Ein Reißverschluss darf zum Beispiel nicht verwendet werden. Die Art der Kostüme passt sich natürlich auch dem Reitstil an, ob klassisch, western oder spanisch.

 

Ab dem Jahr 2002 wurde in der ÖTO die österreichische Variante eines Turnier-Kostümes bewilligt. Dieses Kostüm wurde nach englischem Vorbild den österreichischen Bedingungen angepasst.